Das Rittergut und Schloss, mindestens dessen Kellerräume noch aus dem ursprünglichen Bau des 15. Jahrhunderts stammen dürften, wenn nicht die Mauern des Erdgeschosses dazu – besonderer Schmuck ist ein einfaches spätgotisches Türgewände – war ein „Luxusgut“, wie Oscar Bierling schrieb, das nie wirklich rentabel war. Die steinigen Böden, der steile Anstieg erschwerten die landwirtschaftliche Nutzung des ungefähr 175 Hektar großen Besitzes, so dass Bierling die Aufforstung vorantrieb. Auch der Vergleich der Steuereinheiten mit den benachbarten Gütern wie Reichstädt, Schmiedeberg oder Berreuth zeigt, dass Naundorf ein wenig lukrativer Herrensitz war. Es wechselten daher nicht nur einmal die Besitzer von hier auf andere Rittergüter. Die heutige Gestalt erhielt das Gebäude in drei Etappen. Wilhelm von Schönberg errichtete 1608 das baufällige Schloss neu; es erhielt eine repräsentative doppelläufige Freitreppe. Der Renaissancebau war jedoch – so zeigt die früheste Ansicht von 1704 – nicht symmetrisch ausgeformt. Der rechte Gebäudeflügel ist verkürzt gewesen, was heute noch an der ehemaligen Außenwand (Stärke 100 cm), nun im Gebäudeinneren gelegen, zu erkennen ist. Um 1700 erfolgte der Anbau eines unten vier-, oben achteckigen Turms, dem man die linke Seite der Freitreppe opfern musste. Das ursprüngliche Sitznischen-Eingangsportal von 1608 mit dem Initialen „WvS“ steht daher heute im Inneren. Die heutige Ausprägung erhielt das Gebäude unter Wilhelm Eduard Otto um 1880, der das Schloss mit Flügelanbauten sowie einem Balkon versah, die Giebelfenster im Stil der Neorenaissance überformte und auch im Inneren wesentlich repräsentativer gestaltete. In Glasschränken befanden sich zahlreiche ausgestopfte Tiere von den Jagden, die Wände zierten Jagdmalereien. Sogar ein ausgestopftes Wildschwein stand im Flur der ersten Etage und diente den Großnichten Oscar Bierlings als Schaukelpferdersatz… In einem der Wanderführer der 1960er Jahre hieß es, dass noch ein großer Barockschrank im Schloss stehe.

Von dieser Pracht hat sich kaum etwas erhalten. Einige Stücke wurden in den vergangenen beiden Jahren dem Schlossbesitzer geschenkt – diese Exponate aus dem Schloss werden bei Führungen und Besuchstagen gezeigt und vorgestellt. Ebenso dankbar ist der Besitzer denen, die mit tatkräftiger Hilfe das Gebäude von vielem Sperrmüll beräumten, die PVC-Beläge (zum Teil sieben Lagen übereinander) und verschraubten Spanplatten von den Dielen und dem Parkett lösten, jeden Tag im Sommer die Fenster öffnen und die Uhr aufziehen, Wände abreißen und Bauschutt entsorgen. Nun präsentiert sich das Gebäude schon schlossähnlicher – und wenn erst die blauen Fliesen von den Wänden abgenommen sind, noch mehr. Das Schloss ist also noch lange nicht fertig saniert, sondern erlaubt einen Blick, der einerseits noch an die Nutzung als Pflegeheim erinnert, andererseits aber auch schon Eindrücke einer repräsentativen Anlage gibt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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